Steigende Armut und soziale Ausgrenzung ist ein EU-weites Phänomen. Besonders stark betroffen seien Kinder und Jugendliche. Auch Menschen mit Vollzeitbeschäftigung sind längst nicht mehr vor dem sozialen Abrutsch gefeit.

Wachsendes Armutsrisiko trotz steigender Vollzeitbechäftigung

EU
Wachsende Armut trotz 'robuster' Wirtschaftslage

Die wachsende Armut ist nicht nur ein Phänomen innerhalb der Bundesrepublik, sondern eine weiträumige Entwicklung innerhalb der Europäischen Union. Wenn Politik und Statistiken von einer „robusten Arbeitsmarktentwicklung“ sprechen, bedeutet dies noch lang keine Entspannung in den Vermögensverhältnissen der einzelnen Haushalte.

Die Anzahl der Vollzeitjobs wuchs an, aber dennoch sind immer mehr Menschen von Armut bedroht. Der von der Bertelsmann-Stiftung am Montag präsentierte Gerechtigkeits-Index 2016 weist eine Quote von 7,8 Prozent auf, nach 7,2 Prozent im Jahr 2013.

Der starke Abwärtstrend in den letzten Jahren sei im Bezug auf die soziale Gerechtigkeit in den 28 EU-Mitgliedsländern zwar gestoppt, aber der Index hatte 2014 mit 5,62 seine Talsohle erreicht und stieg bis 2016 im EU-Durchschnitt wieder auf 5,75 an. Vor der sog. Wirtschaftskrise im Jahr 2008 lag der Wert bei 6,60.

Somit sei rund jeder vierte EU-Bewohner von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, in absoluten Zahlen also ca. 118 Millionen Menschen.

Niedrige Löhne und eine Aufteilung der Arbeitsmärkte in „normale“ und atypische Beschäftigungen sein lt. Bertelsmann-Stiftung die hauptsächlichen Gründe für diese Entwicklung. Als atypische Beschäftigung verstehen die Autoren dieser Studie die Leiharbeit, Teilzeitbeschäftigung oder zeitlich befristete Arbeitsverträge.

Im EU-weiten Vergleich liegt die Bundesrepublik mit dem Index von 6,66 auf Platz 7. An der Top-Position ist Schweden mit 7,51. Das Schlusslicht bildet Griechenland mit 3,66.

Sogar die Vollzeitbeschäftigten sind nicht vor der zunehmenden Armut gefeit. In der Bundesrepublik stieg der Anteil der von Armut bedrohten in Vollzeit Beschäftigten von 5,1 im Jahr 2009 auf 7,1 Prozent im Jahr 2015.

Die „großen Verlierer“ der Banken- und Wirtschaftskrise seien lt. Studie nicht die älteren Menschen, sondern Kinder und Jugendliche. Innerhalb der EU seien mehr Kinder von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen als ältere Menschen. Im Jahr 2015 mussten 9,5 Prozent aller Kinder „schwerwiegende materielle Entbehrungen“ ertragen. Bei den über 65-Jährigen seien es 5,5 Prozent gewesen.


970x250