Die Inflation ist eine Enteignung der privaten Haushalte. Während die Europäische Zentralbank (EZB) von der „Notwendigkeit“ einer bei knapp 2 Prozent liegenden Geldentwertung spricht, fühlt sich eine Mehrheit der Deutschen als geprellt. Kein Wunder.

Statistiken über Inflation erzählen meist eine andere Geschichte als die Realität

Münchhausen
Infiltration und Realität - Extreme Kontraste

Niedrige Zinsen für das Ersparte sind die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die Entwertung des Guthabens über einen bestimmten Zeitraum hinweg. In Deutschland liegt die Inflationsrate nach wie vor auf sehr niedrigem Stand, zuletzt bei 0,3% im Juli 2015. „Glück im Unglück“.

Die EZB steuert auf eine EU-weite Inflationsrate von 1,9% zu. Bei dieser Marke sprechen die Notenbanker – die Gründe bleiben ein scheinbares Rätsel – von einer „stabilen Geldwert-Entwicklung“. Name und Sinn dieser These schließen sich gegenseitig aus. Stabil ist etwas, was sich zu 0% ändert.

In Wahrheit steckt mit der Inflation aber die tatsächlich gewollte Enteignung des privaten Sparers dahinter. Sozusagen als anteiliger Preis für das Zins- und Zinseszins-System, von dem vor allem die „oberen 10%“ kräftige, leistungslose und steuervergünstigte Profite erzielen.

Anfang März 2015 startete die EZB das 60-Milliarden-schwere Anleihekaufprogramm. Es kristallisiert sich das weitere totale Versagen eines der EZB-Maßnahmen heraus. Obwohl die Euro-Notenbank bereits rund 360 Milliarden Euro „aus dem Nichts“ in die Finanzmärkte spülte, bewegt sich die Inflationsrate nach wie vor in der Nähe der Null. Besserung im Sinne der Notenbanker ist nicht in Sicht.

Das Entsetzen in den Reihen des EZB-Chefs Mario Draghi muss zum Jahresauftakt groß gewesen sein, als die Statistiken im Januar um -0,3 Prozent gefallene (Jahresvergleich) Preise präsentierten. Für die Verbraucher bedeutete es unterm Strich ein billigerer Einkauf. Die Medien überschlugen sich mit Meldungen über die enormen Gefahren einer Deflation und boten der EZB mit ihren Plänen für die Anleihekäufe kräftige Schützenhilfe. Die Inflation sei vergleichbar mit einer Erkältung, aber die Deflation komme Pest & Cholera gleich.

Inflation ist Enteignung – Deutsche Sparer fühlen sich geprellt

Mit dem Steigen der Inflation fühlen sich die Bewohner Deutschlands um so mehr geprellt. Die Mehrheit der Deutschen empfindet nach einer von Bank of Scotland beauftragten Forsa-Studie steigende Preise als eine Enteignung. Der Dieb vergreift sich am Eigentum.

Demnach stimmen 88 Prozent der Männer der These zu, dass die Inflation den Sparer auf schleichendem Weg enteigne. Frauen schließen sich dieser Aussage mit einem Anteil von 77 Prozent an.

Trotz der niedrigen Inflationsraten wird so mancher Verbraucher das Gefühl nicht los, dass mit den offiziell verkündeten Zahlen etwas nicht stimmen kann. Das Gejammere der Notenbanker aufgrund wiederholt eingebrochener Rohölpreise ist abzusehen. Der Autofahrer kann das Wehklagen allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Im Gegensatz bei den Heizölpreisen waren die wiederholten Ölpreis-Einbrüche an den Benzinpreisen so überhaupt nicht abzulesen.

Virtuelle Warenkörbe gegenüber reale Einkaufswägen

Während die Inflations-Statistiker von virtuellen Warenkörben sprechen, handhabt der Verbraucher reale Einkaufswägen und den zugehörigen Kassenbon. Die virtuellen Werte der Inflations-Berechner mögen mit der realen Einkaufsmenge für das „gleiche Geld“ nicht so richtig zusammenpassen. Deutschland entwickelte sich in den letzten rund 25 Jahren von einem Hochlohn-Land in einen bundesweiten Niedriglohnsektor. Mini-Jobs, Zeitarbeit, Niedriglohn für Millionen Arbeitnehmer. Das Realeinkommen (Nettolöhne minus Inflation) war im vergangenen Jahrzehnt teilweise sehr deutlich rückläufig.

Dennoch verkünden die hiesigen Umfrage-Institutionen einen noch nie so „glücklichen Deutschen“ wie heute. Öl ins Feuer gießen dazu die Nachrichten über das erneut angewachsene Barvermögen der Privathaushalte auf neue Rekordhöhen. Die meisten Verbraucher stellen sich die Frage, wer damit gemeint sein könnte. Wen wundert es dann noch, dass sich jemand – früher oder später – als dumm verkauft und geprellt vorkommen muss?

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