Enormer privater Vermögenszuwachs im Jahr 2013 um 9,9% weltweit. Alleine in Deutschland plus 4 Prozent, aber seit 2010 verloren die deutschen Anleger 23 Milliarden Euro. Wie passt das zusammen? Geldpolitik, Sparerverhalten der meisten Bundesbürger und die Bequemlichkeit.

Weltweiter Vermögenszuwachs driftet an der großen Masse vorbei

Euro Raubzug
Konventionelles Sparen in Eurokrise: Wer festhält, verliert!

Das am Dienstag von der Allianz veröffentlichte „Global Wealth Report“ (Bericht über Weltvermögen) hat es in sich. Das weltweite private Geldvermögen kletterte auf eine neue Rekordsumme von insg. 118 Billionen Euro und stellt den deutschen Sparer gleichzeitig als den „größten Verlierer“ in der Eurofinanzkrise und der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) heraus.

Noch nie waren die Menschen weltweit so reich wie im vergangenen Jahr 2013. Das globale Vermögen der Privatpersonen kletterte innerhalb eines Jahres um 9,9 Prozent nach oben. In Deutschland wuchs das Bruttogeldvermögen um „nur“ 4 Prozent an und in den USA um satte 12 Prozent.

Ein gigantisches Plus zu den Privatvermögen, obwohl es scheinbar überall auf dem Globus „kriselt“. Die Konjunkturen der großen Wirtschaftsnationen können da nicht mithalten, geschweige die Länder innerhalb der Eurozone. Von 4 Prozent Wirtschaftswachstum wird bestenfalls nur für das Schönrechnen der „prognostizierten Zukunft“ mancher Euro-Krisenstaaten ausgegangen, aber 12 Prozent Aufschlag zur Konjunktur erschiene selbst den Analysten im Dienste des Internationalen Währungsfonds (IWF) dann doch zu gewagt.

Das Wachstum der Privatvermögen ist den Wirtschaften der Länder deutlich davon geeilt. Woher kommt das viele Geld? Der Report identifiziert die weltweiten Börsen und Wertpapiermärkte als die große Antriebsfeder für den enormen Vermögenszuwachs. Von der Substanz und Herkunft dieser Geldmengen aus dem scheinbaren Nichts ist jedoch nicht die Rede.

Die Gelddruckmaschinen der Notenbanken halten das Spiel am Laufen

Es liegt auf der Hand, dass die Notenbanken, allen voran die EZB und die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), ihre Finger – besser gesagt Notenpressen – im Spiel haben müssen. Deren expansive Geldpolitik lief in den USA über Jahre und in der Eurozone fängt das große Spiel mit der Liquidität erst richtig an.

Die Maßnahmen der EZB verliefen bisher ins Leere, gemäß dem verfehlten Ziel, die Konjunkturen durch belebte Kreditvergaben an die Realwirtschaft anzutreiben. Das in rauen Mengen zur Verfügung gestellte Geld war dennoch in Bewegung und wurde von den Kreditinstituten dankbar angenommen. Es floss in kleineren Teilen direkt in die eigenen Bilanzbereinigungen und ein Großteil schnurstracks an die Handelsplätze. Die Renditen an den Börsen sind unvergleichbar höher als die mickrigen Zinsen für die Kreditvergabe an die Unternehmen. Darüber hinaus fehlt es aufgrund der abgewürgten Konjunkturen an der notwendigen Nachfrage.

Die (scheinbaren) Werte der Aktien schossen in die Höhe. Dax, Dow Jones und Co. schnupperten bisher noch nie erreichte Höhenluft und wer hier kräftig mitspielte, konnte seine Gewinne einfahren, die jenseits des derzeit vom deutschen Durchschnitts-Sparer Vorstellbaren liegen.

Es riecht streng nach einer Spekulationsblase riesigen Ausmaßes. Doch solange die Geldquelle des Frischgeldes nicht versickert, scheint das große Spiel der Vermögensschaffung so weiter laufen. Die Fed fürchtet zwar um die Folgen einer geplanten Zinsanhebung und der vollständigen Einstellung des Anleihekaufprogramms, wird aber im fliegenden Wechsel vom Frankfurter Kollegen in der Eurozone abgelöst.

Deutsche Sparer nehmen an der großen Umverteilung ebenfalls rege teil

„Aktivität durch zelebrierte Passivität“. Deutschlands Sparer sind lt. dem Report in absoluten Zahlen gerechnet die größten Verlierer in der Geldpolitik der EZB. Seit dem Jahr 2010 verloren die Bundesbürger rund 23 Milliarden Euro aufgrund der in Deutschland überproportional gefallenen Zinsen für Bankeinlagen. Dem realen Verlust steht jedoch ein „Gewinn“ von 4 Prozent Zuwachs zum Bruttogeldvermögen im Jahr 2013 gegenüber.

Alleine diese Gegenüberstellung zeigt die Qualität der Durchschnittsberechnung sehr deutlich. Die „große Masse“ der Sparer verlor, aber das Geldvermögen wuchs gleichzeitig an. Der Bundesbürger war schon immer ein „Aktien- und Wertpapier-Muffel“. Bevorzugt wurden stets bequeme Anlageformen. Dazu zählten Sparbücher, Tages- und Festgeldanlagen. Nur eine Minderheit ist über die Börsen direkt am Kapitalmarkt aktiv unterwegs.

Der Graben zwischen dem konservativen „Konventional-“ Sparer und dem Wertpapier-Händler ist im vergangen Jahr noch tiefer und breiter geworden. Verlierer waren eindeutig die auf Sicherheit bedachten Anleger und die großen (wenigen) Gewinner die Anleger an den Handelsplattformen.

Deutschlands Traditions-Sparer machen es Mario Draghi sehr, sehr einfach

Mario Draghi stößt mit seiner Geldpolitik hin und wieder auf den Widerstand der Bundesbank oder auf die (temporäre) Ablehnung der Bundesregierung. Doch einen besseren Weggefährten als den Bundesbürger und seine Vorlieben zu den Anlageformen könnte der EZB-Chef kaum finden. Die Umverteilung der Privatvermögen der breiten Masse in Richtung der völlig überschuldeten Euro-Staaten könnte auf diese Weise nicht besser funktionieren als mit der „regen Passivität“ des deutschen Sparers.

Im Prinzip würde auch der direkte Griff auf das Sparkonto – á la Zypern – funktionieren, aber dieser direkte Schritt wäre zu transparent und hätte einen unerwünschten Weckruf zur Folge. Die Tumulte nach der Enteignungs-Welle auf der kleinen Mittelmeerinsel waren einfach zu heftig, als diese auf das gesamte Gebiet der vermeintlich reichen Euro-Länder zu übertragen zu wollen.

Man kann das Blatt wenden wie man will. Wer innerhalb der Eurokrise und der EZB-Geldpolitik auf der vermeintlich sicheren Seite verbleiben will und nach wie vor auf Bankeinlagen setzt, wird auch künftig zu den „Netto-Verlierern“ gehören. Andernfalls bliebe nur noch der Ausweg über die erhöhte Risikobereitschaft, sprich Kapitalanlagen und Börsenplätze. Das Verhältnis zwischen den Vermögenszuwächsen in Deutschland (4%) und den USA (12%) im Jahr 2013 beschreibt gleichzeitig die Differenz zwischen „Aktien-Muffel“ und „Wertpapier-Liebhaber“.

Das Beispiel Enteignung der Sparer auf Zypern zeigte eine weitere Auffälligkeit. Bluten mussten lediglich die Inhaber von z.B. Sichteinlagen, Geld- und Spareinlagen sowie Girokonten. Die Bestände der Wertpapierdepots blieben dagegen völlig unangetastet. Nicht ohne Grund. Die „Euro-Retter“ fürchteten heftige Kurseinbrüche an den Börsen aufgrund der erzwungenen massiven Abverkäufe, um daraufhin die eingefahrenen Erlöse abkassieren zu können. Also ließ man es einfach bleiben.

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