Die Sparer und Anleger scheinen angesichts der immer niedriger werdenden Zinsen und der immer sichtbareren Altersarmut mit ihren Anlagestrategien in Bewegung zu kommen. Der Sparkassen-Vermögensbarometer betrifft allerdings nur die Menschen mit ausreichendem Sparer-Potenzial.

Anleger-Graben zwischen Stadt- und Landbewohner

Geldbeutel
Anleger gehen inzwischen höhere Risiken ein

Mit der Zinslandschaft im Bundesgebiet scheint sich bei dessen Bewohner nun auch langsam das Sparer- bzw. Anlegerverhalten zu verändern, obwohl die große Masse offenbar im Großen und Ganzen mit ihrer finanziellen Situation nie so zufrieden war wie im Jahr 2019. Dies zeigt zumindest der jährlich neu erscheinende Vermögensbarometer des Sparkassen- und Giroverbandes. Auffällig sei innerhalb der rund 6.000 befragten Menschen das starke Auseinanderdriften zwischen den ländlichen Gebieten und Stadtregionen.

Im Vergleich zum Zeitpunkt vor 15 Jahren sei die Anzahl der mit ihren Finanzen zufriedenen Bundesbewohner um das Doppelte angestiegen. 43 Prozent der Befragten seien derzeit zufrieden oder sehr zufrieden. Ein knappes Drittel (29 %) rechnete sogar mit finanziellen Verbesserungen.

Die seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsen sind nicht spurlos vorüber gegangen. Für 44 Prozent spielte der Niedrigzins bei Anlageentscheidungen eine wichtige Rolle. Genau 40 Prozent reagierten bereits und passten ihre vorhandenen Anlagestrategien den widrigen Verhältnissen an. Aus der diesjährigen Umfrage kristallisierte sich jedoch heraus, dass die Sparer mit mehr Geld über mehr Möglichkeiten verfügten, den Niedrigzinsen auszuweichen, als die Anleger mit weniger Kapital.

Stadtbewohner sind finanziell besser gestellt als Landbewohner

Offenbar kann schon anhand des Wohnortes die Vermögenslage vermutet werden. Während Innenstadt-Bewohner ihre finanzielle Situation anteilig zu 43 Prozent als „sehr gut“ oder „gut“ beurteilten, waren es jeweils 44 Prozent der Vorstadt-Bewohner sowie die Bewohner der Randbezirke einer Stadt. Im ländlichen Bereich schätzten dagegen nur 31 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Von finanziellen Verbesserungen gehen 33 Prozent der Innenstadt-Bewohner, 28 Prozent der Vorstadt-Bewohner, aber nur 21 Prozent der Landbewohner aus.

Ausweg aus Niedrigzins: Mehr Risiken über Aktien

Die Flucht aus den herkömmlichen Sparanlagen, hin zu Immobilien gelingt nur sehr Wenigen. Wer kann schon einfach auf die Schnelle ein Sparbuch auflösen, um mit der Auszahlung samt Null-Zins auf die Schnelle Haus und Grund zu erwerben? Nach wie vor ist der Ansturm auf den Immobilienmarkt sehr ausgeprägt, jedoch bereits in leicht abgeschwächter Form. Bezeichnend ist jedoch, dass Investitionen in Aktien, wie auch Direktinvestitionen in Unternehmen den Investment- und Immobilienfonds den Rang abgelaufen haben. Das sog. Betongold wurde inzwischen auf Platz 2 verwiesen.

Einigkeit bei der Frage der Altersarmut

So groß die finanziellen Unterschiede zwischen Stadt- und Landbewohner sein mögen, so übereinstimmend ist die gemeinsame Angst vor der drohenden Altersarmut. 43 Prozent der Innenstadt-Bewohner zeigten sich ratlos darüber, wie die Altersvorsorgeziele angesichts der niedrigen Zinsen jemals erreicht werden könnten. 33 Prozent der Innenstadt-Bewohner sehen sich der Altersarmut zubewegen und sind damit den Landbewohnern (30 %) nur knapp „voraus“. Insgesamt gehen 60 Prozent der Befragten davon aus, dass die Maßnahmen zur Altersvorsorge unzureichend sind.

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