Angst und Schrecken vor der Inflation verdecken die eigentliche Gefahr einer Deflation. Fallende Verbraucherpreise wären die Vorboten einer Abwärtsspirale, die die Straßen mit Arbeitslosen füllen und die Taschen noch mehr ausplündern würde.

Die traditionelle Inflationsangst der Bundesbürger ist derzeit unbegründet

Inflationsangst
Die Angst sollte der Deflation gelten

Dem deutschen Sparer fährt der Schrecken in die Knie, wenn auch nur die erste Silbe des Wortes „Inflation“ ausgesprochen wird. Ob historisch und bereits „genetisch“ bedingt oder einfach aus der „Bequemlichkeit“ heraus, von den Zinsen der einfach an die Bank abgegebenen Ersparnissen nicht mehr zehren zu können, sei dahin gestellt, aber das überspitzte Bild enthält dennoch einen sehr großen Korn Wahrheit.

Ab wann fängt die gefürchtete Inflation an? Für den klassischen Sparer wäre derzeit eine mickrige Inflation von 1% schon „gefährlich“, da die Zinsen für das Guthaben sogar unter diesem Mini-Wert liegen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) gelten als angestrebter Wert sogar 2% Inflation. Darunter ist ungünstig und darüber auch nicht optimal. Eine hohe Inflation ist in Europa sowie in Deutschland derzeit überhaupt nicht in Sicht, abgesehen von den überproportional ansteigenden Preisen für absolut unverzichtbare Güter wie Lebensmittel, besonders Obst und Gemüse.

Die Inflation bewegt sich sogar wider jede Erwartung nach unten. Eine Geldflutung der Märkte durch die EU-Notenbank sollte eigentlich eine Inflation vorantreiben? Dies wäre dann der Fall, gelangte die Geldschwemme (Bilanzwerte) tatsächlich in die Hände der produzierenden Unternehmen und der Bürger. Zusätzlich müsste das Viel an Geld auch mit relativ hoher Geschwindigkeit zirkulieren.

Doch die EZB-Geldflut ist unmittelbar auf die Banken ausgerichtet und in diesen Gefilden bleibt auch das Kapital. Die Geldhäuser sanieren sich damit selbst und nutzen das willkommene Kapital, um mit billigem Geld mit (wieder) höchsten Risiken möglichst die größten Spekulationsgewinne einzufahren. Gleichzeitig ist der Geiz in der Kreditvergabe an Unternehmen besonders ausgeprägt.

In den Krisenländern „kriselt“ es unvermindert weiter, auch wenn die neuen Konjunkturdaten mit gedämpftem Abrutschen der Konjunkturen etwas anderes suggerieren wollen. Die Arbeitslosenquote ist jenseits von Gut und Böse, die Unternehmen brechen zusammen mit ihren Exporten ein. Frankreich und Italien stellen derzeit die Hauptkandidaten für die ersten wirklichen „Mammut-Problemfälle“.

Den Menschen steht weniger Geld zur Verfügung. Kein Job, kein Einkommen. Die Produzenten und Händler bleiben auf ihren Waren sitzen. Eine Gegenmaßnahme ist das Reduzieren der Preise. Es wird günstiger und somit der gegenteilige Weg einer Inflation. Geringere Preise bedeuten geringere Gewinne für die Unternehmen. Als nächstes stehen die Arbeitsplätze auf dem Spiel und es droht die Schließung eines Teufelskreislaufs der Deflation.

Nach wie vor steigen die Preise im Euroraum an, jedoch in stets kleineren Schritten. Die Tendenzen einer Deflation sind bereits klar erkennbar. Die Hartnäckigkeit einer solchen Entwicklung kann mit einem Blick gen Japan überprüft werden. Das Land befindet sich seit vielen Jahren im Sog einer Abwärtsspirale und lediglich die massive Maßnahme einer Geldmengenverdoppelung durch die japanische Notenbank wurde als eines der letzten Rettungsanker angesehen. Die Welt sprach darauf hin vom Beginn eines „Währungskrieges“.

Nicht die Inflation ist zu fürchten, sofern es sich nicht um eine galoppierende Variante oder gar einer Hyperinflation handeln sollte. Vielmehr steckt die größere Gefahr in einer Deflation, auch wenn günstigere Verbraucherpreise zunächst einen sehr erfreulichen Eindruck machen.

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