Es ist wohl Zeit fürs Umdenken. Die Zinsentscheidung der EZB wird den Sparern neue Schmerzen bereiten. Sinkende Zinsen lassen die realen Verluste bei herkömmlichen Sparkonten weiter anwachsen. Für Mario Draghi ist das Minus der Anleger lediglich nebensächlich, bestenfalls ein Kollateralschaden. Für die deutschen Sparer bleibt eigentlich nur noch das Umdenken und der Ausstieg aus den konservativen Sparformen.
Inhalt
- 1 Das Zinsloch hat seinen Boden noch längst nicht erreicht
- 2 Für Tagesgeldanlagen sehen die Renditen finster aus
- 3 Steuerzahler und Sparer versinken ohnehin immer tiefer in die Risiken
- 4 Keine Lust mehr auf reale Verluste durch „Sparen“?
- 5 Einmal Umdenken und die wenigen Schritte zur alternativen Sparform einleiten
Das Zinsloch hat seinen Boden noch längst nicht erreicht

Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), bettet die Renditen aus den herkömmlichen Anlagenformen der Sparer so langsam aber sicher zur letzten Ruhe. Man kann es bezeichnen wie man will, Gewinne in unterirdischen Gefilden oder schlicht Negativ-Renditen. Die Absenkung des Leitzinses (Hauptrefinanzierungszinssatz) auf 0,05% wird von den Banken wieder als Anlass für weitere Zinsabsenkungen bei Tagesgeld-, Festgeld-, oder andere Sparanlagen genommen. Die ohnehin winzigen Zinssätze werden noch weiter geschrumpft.
Es gibt Sparer, die sind sich noch gar nicht darüber im Klaren, dass ihr Geld auf dem herkömmlichen Sparkonto einem Schrumpfungsprozess unterworfen ist. Andere wiederum kennen die Situation jedoch sehr genau und sind bereit, für die Sicherheit quasi eine Gebühr zu bezahlen. Das Anlagenkonto ist zwar meist kostenfrei, aber die laufende Geldentwertung hat auch ihren Preis.
Eine weitere Sparer-Kategorie setzt auf Bequemlichkeit. Einmalige Kontoeröffnung, einmal Geld überwiesen oder ein Dauerauftrag eingerichtet, fertig. Alleine der Gedanke, sich um die nächste Kontoeröffnung kümmern zu müssen, lässt einigen der besonders „sturen Sparer“ einen eiskalten Schauer den Rücken runter laufen.
Als wenn die seit Jahren anhaltende kalte Progression sowie das besonders im letzten Jahrzehnt gesunkene Realeinkommen nicht bereits reichen würden, lässt sich der „zinsverwöhnte“ deutsche Bürger sein oft mühsam abgezwacktes Sparer-Guthaben jetzt auch noch ungeniert anfressen. Dabei ist die Teuerungsrate in Deutschland wie auch in der gesamten Eurozone immerhin noch gnädig gestimmt. Aber wehe die Rechnung Mario Draghis geht auf und die Inflation sprintet in die Wunschzone bei 2%. Bis die Zinsen der Sparkonten auf akkurate Werte nacheilen, dürfte eine ganze Weile vergangen sein.
Für Tagesgeldanlagen sehen die Renditen finster aus
Tagesgeldanlagen „rentieren“ im Durchschnitt weniger als die letzte niedrige Inflationsrate von 0,8% im August 2014 in Deutschland. Einige Banken bieten für ihre Tagesgeldanlagen weniger als das Inflations-Niveau in der Eurozone (0,3% August 2014). Andere Kunden müssen schon längst auf irgendwelche Zinsen verzichten. Damit könnte das Geld auch von der Bank abgehoben und in einem sicheren Versteck untergebracht werden. Dann wäre das Sparguthaben wenigstens vor den „Fantasien Brüssels“ geschützt. Die Bankkunden auf der Mittelmeerinsel Zypern wissen bereits um die Resultate der von den Finanzministern der Euro-Länder zur nächtlichen Stunde geführten Debatten.
Steuerzahler und Sparer versinken ohnehin immer tiefer in die Risiken
Was die EZB als „unkonventionelle Maßnahmen“ bezeichnet sind nichts anderes als hochriskante Manöver in völlig unbekannten Gebieten, zulasten der Steuerzahler in den Euro-Ländern. Die brave Mitwirkung der Bundesregierung bürdete dem deutschen Steuerzahler bereits Risiken in hohen dreistelligen Milliarden-Bereichen auf. Der Widerstand gegen die Schulden-aufteilende Euro-Bonds scheint inzwischen dahin zu schmelzen.
Zum vorhandenen Übel gesellt sich noch das Abwicklungsprogramm für marode Banken. Hier werden die Sparer nur „nominell“ sehr spät geschröpft, aber „real“ und „schönheitsbereinigt“ stehen die Anleger dennoch weiter vorne. Wer einer Bank Geld zum Sparen anvertraut, verleiht es quasi als Darlehen an das Kreditinstitut. Der Sparer wird automatisch zum Gläubiger einer Bank. Also steht der Anleger doch „ganz weit vorne“, wenn es bei der Bankenabwicklung zu Schröpfung der Beteiligten kommen sollte.
Keine Lust mehr auf reale Verluste durch „Sparen“?
Eine Gnadenfrist gilt noch für die Kunden, die eine langjährige Festgeldanlage am Laufen haben. Die vor einigen Jahren gültigen Zinsen gelten auch heute noch und befinden sich nach aktuellen Maßstäben im unerreichbaren Orbit. Doch auch deren Count Down ist am Ticken und dann müssen die heute „glücklichen Konservativ-Sparer“ eine Entscheidung treffen. Weiter machen mit den zum Zeitpunkt gültigen Zinsen, oder umdenken.
Die EZB-Maßnahme vom vergangenen Donnerstag ist ein klares Signal. Die Zinsen gehen weiter runter und an einen umgekehrten Weg auf absehbarer Zeit ist überhaupt nicht zu denken. Die Leitzinsabsenkung wird die geprellten Sparer als „Kollateral-Schaden“ hervorbringen, jedoch keinen Nutzen für die Konjunkturen der Euro-Länder einfahren.
Die von Brüssel ausgehenden und über Frankfurt und Berlin auf die Steuerzahler geleiteten Risiken können vom Anleger kaum abgeschätzt, geschweige kontrolliert werden. Das gilt auch für die als „so sicher geltenden“ Sparanlagen, bei denen die Zinsauszahlung garantiert und die Einlagen bis 100.000 Euro „geschützt“ sein sollen.
Einmal Umdenken und die wenigen Schritte zur alternativen Sparform einleiten
Auswege aus diesem Zins-Dilemma führen lediglich über den Ausstieg aus der gewohnten klassischen Sparanlage. Mehr Gewinnaussichten sind stets mit mehr Risiken verbunden. Allerdings handelt es sich im Gegensatz zu den Brüsseler und Berliner Entscheidungen um im gewissen Rahmen kalkulierbare Risiken. Eine alternative Kapitalanlage könnte den Weg raus aus dem Zins-Jammer bereiten. Für die gewohnte Bequemlichkeit der konservativen Sparformen sorgt u.a. das Angebot der Quirin Bank und ihre betreute Anlegerplattform quirion.