Zinsen so flach wie die brache Meeresoberfläche bei Windstille. Deutschlands Sparer scheinen die Niedrigzinsen und den Fraß am Guthaben stoisch zu ertragen. Nur wenige Fans von Sparbüchern sind dazu bereit, dem Geldwertschwund etwas entgegen zu setzen. Doch die Gewöhnung daran fällt scheinbar dennoch schwer, denn sonst gebe es nichts zu meckern.

Wer hält länger durch, die Niedrigzinsphase oder der stoische Sparer?

Sparer
Schein-Sparen in Niedrigzinszeiten

Es wird noch lange dauern bis sich die Bundesbürger daran gewöhnt haben, mit niedrigen Zinsen für ihre Sparguthaben „abgespeist“ zu werden. Am besten der Anleger passt sich so schnell wie möglich an, denn die Niedrigzinsphase wird voraussichtlich noch weit über den Zeitpunkt hinaus andauern, an dem auch der letzte Sparer die nackten Tatsachen realisiert hat.

Das flüssige Geld zu billigen „Einkaufspreisen“ ist das erklärte Langzeitziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Billig zugreifen können die Banken, die Realwirtschaft bleibt jedoch nach wie vor überwiegend auf dem Trockenen zurück. Die Kreditklemme durch gegenseitiges Misstrauen und der vermeintliche Geiz bei der Kreditvergabe an Unternehmen haben den erwünschten Effekt einer Konjunkturbelebung bisher zu verhindern gewusst.

Vielmehr stehen die Kredithäuser „unter Verdacht“, die Gunst der Stunde zu nutzen, um mit dem billigen Geld die eigenen Bilanzen zu kaschieren. Das Stammkapital muss dringend erhöht werden, um den Vorgaben von Basel III gerecht werden zu können. Der Sparer erhält von der EZB-Geldschwemme lediglich die von den Kredithäusern „großmütig“ weitergereichten Zins-Krümel. Auf der anderen Seite werden nach wie vor relativ hohe Zinsen für Kredite kassiert. Besonders auffällig ist z.B. das Verhältnis zwischen den Zinssätzen eines klassischen Sparbuches und den verlangten Zinsen für den in Anspruch genommenen Betrag einer Kreditkarte. Traum-Spannen für die Banken.

Doch die Verweigerung von Krediten an Unternehmen ist nicht ausschließlich mit Geiz und Eigensinn zu begründen, sondern auch auf Risikobewusstsein. Besonders in den Krisengebieten der Euro-Zone, u.a. in Griechenland, Spanien und Portugal, ist die Wirtschaft derart angeschlagen, dass zahlreiche Firmen in Schwierigkeiten geraten sind, die Alt-Kredite zu bedienen. Da schlummert inmitten im Euroraum offenbar eine weitere Pleite-Bombe aus bereits faulenden Krediten. Ohnehin schon wankende Geldhäuser könnten durch zahlreiche Kreditausfälle endgültig in die Tiefe gerissen werden.

Es liegt klar auf der Hand. Die EZB wird auch in absehbarer Zukunft die Zinsen im Euroraum nicht anheben. Das „bisschen Konjunktur“ reicht noch längst nicht aus, um den Geldhahn ein wenig zuzudrehen und den Preis für den Euro (Zins) etwas zu straffen. EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen bekräftigte im Interview mit BILD (Freitag) den Ausschluss von Zinserhöhungen in nächster Zeit. Es gebe nicht einmal ein Anlass darüber nachzudenken.

Mögliche Auswege aus dem Zins-Schlamassel

Dem Sparer bleiben eigentlich nur drei Wege. Entweder er gewöhnt sich daran, dass die immerhin noch relativ niedrige Inflation das noch niedriger verzinste Sparguthaben langsam aber beständig wegfrisst, oder er weicht auf alternative Anlagen aus. Aktien und Wertpapiere (nicht hochspekulative Derivate und sonstige Wetten) weisen trotz fehlender Zinsgarantie dennoch sehr hohe Renditechancen auf. Das bisherige Sparkonto wird durch ein Depotkonto ersetzt. Der dritte mögliche Weg wäre das Ersparte vom Konto zu räumen, das Geld per Konsum „abzuschaffen“ und das Sparen künftig zu unterlassen.

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