Die Sparkassen könnten vorrangig von ihren gewerblichen Kunden höhere Kontogebühren verlangen. Die Reaktionen der Banken auf die EZB-Zinspolitik dürfte allerdings schon bald auf die Privatkunden ausgeweitet werden.
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Banken müssen entgangene Gewinne kompensieren

Gewerbliche Girokonto-Kunden werden wohl schon bald eine höhere Kontogebühr berappen müssen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sieht angesichts der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) keinen anderen Ausweg, als die Gebühren für Kunden anzuheben. „Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei“ so DSGV-Präsident Georg Fahrenschon lt. Welt.de (Mittwoch).
Die Teilnehmer am Finanzmarkt seien dazu gezwungen, sich aufgrund der „falschen Zinspolitik“ der EZB neue Ertragsquellen zu suchen. Das Subventionieren von Konten durch die Einnahmen aus anderen Geschäftsbereichen könne nicht mehr praktiziert werden.
Mit der Absenkung des Leitzinses von 0,05% auf 0% und der Anhebung des „Strafzinses“ für die bei der EZB geparkten Gelder von -0,3% auf -0,4% läutete die Euro-Notenbank eine neue Ära ein. Die Stimmen aus den Reihen der Geldhäuser wandelten sich inzwischen gewaltig. Einst wurde beteuert, dass „Negativzinsen“ für Kunden nicht in Frage kämen, dann galten die ersten Strafzinsen für gewerbliche Kunden mit hohen Geldeinlagen und nun wird erklärt, dass man höhere Entgelte und ggfs. auch „Einlagegebühren“ nicht mehr vermeiden könne.
Kontogebühr ist nicht einziger flexibler Posten
Das Spielfeld der neuen Gebührenordnungen ist groß. Banken und Sparkassen werden ihre entgangenen Gewinne voraussichtlich mit Anpassungen bei Kontogebühren, Kreditkartengebühren, Überweisungsentgelten, Zinssätzen für Spareinlagen, oder gar der Einführung von Negativzinsen kompensieren.
Der Rückgang des Leitzinses um 0,05 Prozentpunkte erscheint nicht groß, aber Banken sind es gewohnt ihre Produkte stets mit einem „Finanzhebel“ auszustatten. Weitere gefallene Zinsen suggerieren demnächst erneut rückläufige Kreditzinsen, aber mit dem auf -0,4% angehobenen Strafzins könnten die Zinsen für Ratenkredite paradoxerweise sogar ansteigen.
Unterstützung für diesen Trend könnte die ab dem 21. März 2016 geltende Wohnimmobilienkreditrichtlinie leisten. Die EZB sorgt für eine Kapitalflut in den Finanzmärkten, Kreditinstitute wissen nicht mehr wohin mit dem Geld. Das Kapital-Parken bei der EZB ist nun teurer und zusätzlich erschwert die Kreditrichtlinie die Vergabe von Krediten. Höhere Kosten auf der einen Seite und weniger Erträge auf der anderen Seite.
Am Ende bleibt nur der produktive Arbeitnehmer, von dem die Banken ihre entgangenen Gewinne wieder ausgleichen können.
Noch gibt es sie, die Girokonten für Privatkunden ohne Kontoführungsgebühren und sogar noch Zinsen für das Guthaben. Aufgrund der Kostenstrukturen sind gebührenfreie Girokonten in der Regel nur im Bereich des Onlinebankings zu finden und ein mehrfach ausgezeichneter Anbieter ist z.B. die DKB.
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