Erneut flammen die politischen Diskussionen um zu hohe Dispozinsen und teure Überziehungskredite bei Girokonten auf. Eine Begrenzung der Zinssätze wird zwar laut ausgesprochen, aber nicht wirklich verlangt. Was die Politik nicht schafft, könnte dann doch der Markt selbst regeln. Wettbewerbsvorteile durch günstigere Dispokosten.

Der politische Wille zum Eingriff in Dispozins-Gestaltung ist sichtlich verhalten

Dispokosten sparen
Neuer Verkaufsschlager Dispozins?

Für Verbraucher sehr teure Dispozinssätze und die noch viel kostenintensiveren Überziehungszinsen werden von der neuen Bundesregierung erneut in Angriff genommen. Zumindest dürfte sich das Vorhaben im besten Fall auf die Koalitionsvereinbarung beschränken.

Die Banken sollen dazu verpflichtet werden, ihre Kunden auf die „drohenden“ Zinskosten hinzuweisen, sollte das Girokonto ins Minus abrutschen. Zusätzlich müssten die Kreditinstitute ein alternatives Finanzprodukt anbieten, welches die hohen Überziehungszinsen unterschreitet (z.B. ein Ratenkredit).

Etwas mehr als nur den erhobenen Zeigefinger erwartete Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD). Gegenüber Welt am Sonntag verlangte der SPD-Politiker eine Absenkung der Dispozinsen. Diese seien weder sachgerecht noch notwendig und ließen viele Verbraucher in die Totalverschuldung abgleiten.

Ähnliche Töne waren bereits vor rund anderthalb Jahren von der alten Bundesregierung zu hören. Die angestrebte Deckelung der Zinssätze für überzogene Girokonten verlief jedoch im Sande. Ein ähnliches Ende würde auch eine Diskussion in der neuen Bundesregierung zur Folge haben. Maas sieht keine Chance für eine Begrenzung der Dispozinsen, da die Union nicht mitziehen werde.

Obwohl die Kreditinstitute ihr Geld so günstig wie noch nie erhalten, liegt der durchschnittliche Dispozins in Deutschland nach wie vor zwischen 10 und 11 Prozent. Wird das Minus auf dem Girokonto noch weiter ausgebaut, so fallen noch höhere Zinssätze an. Der Überziehungszins, bzw. der Zins für den „geduldeten Kreditrahmen“ kann gut 14 Prozent erreichen. Zahlreiche Verbraucher hängen bereits in der „Minus-Schleife“, aus der es kaum mehr ein Entrinnen gibt.

ING-DiBa sieht durch niedrige Dispokosten offenbar klare Wettbewerbsvorteile

Nicht alle Banken halten an ihren „exorbitanten Zinsen“ fest, wie Maas den tatsächlich teils sehr teuren Konditionen beschrieb. Mitte Februar zeigte die Direktbank ING-DiBa Eigeninitiative, um sich gegenüber den Mitbewerbern im Markt entsprechend abzuheben. Der Dispozins wurde von 8,50 auf 7,95% abgesenkt und der noch weitaus teurere Überziehungszins kurzerhand abgeschafft. Niedrigere Dispo- und Überziehungszinsen erhalten offenbar einen Wert als starke „Verkaufsargumente“.


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