Die Rutschbahn für Zinsen und Renditen wurde mit der erneuten Absenkung des Euro-Leitzinssatzes durch die EZB neu geschmiert. Mit weiteren Kürzungen der Zinssätze für Spar- und Anlagekonten darf gerechnet werden, ebenso mit der Verknappung der Überschüsse für die private Altersvorsorge.
Banken werden Zinsen wieder nur einseitig anpassen

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag den Leitzins um -0,25 Prozentpunkte absenkte, können sich die Verbraucher „getrost“ auf eine Welle der Zinsabsenkungen bei den Banken einstellen. Zinsen für Spar- und Anlagekonten werden voraussichtlich deutlich reduziert und die Zinssätze für Kredite sowie Dispo eher moderat bis verhalten.
Mit der Anpassung des Euro-Leitzinssatzes (Hauptrefinanzierungszinssatz) auf 0,5 Prozent alleine wären die Auswirkungen auf die Verbraucher noch relativ verkraftbar. Allerdings war diese Maßnahme eine Fortsetzung von einer ganzen Reihe bisheriger Leitzinsabsenkungen und der „Nachzieheffekt“ der Kreditinstitute ist dafür umso ausgeprägter.
Noch nie war das Zinsniveau so niedrig wie derzeit. Die Banken können sich zu dem bisherigen Leitzins-Tiefststand so billig Geld von der EZB ausleihen wie noch nie zuvor in der Euro-Geschichte. Die Notenbank spekuliert auf mehr Liquidität, welches der Realwirtschaft zu einem Aufschwung verhelfen soll. Eigentlich müssten die Banken die Kredite an Verbraucher und Unternehmen entsprechend günstiger vergeben können. Aber ob sich der Effekt eines höheren Konsum bzw. von gesteigerten Investitionen einstellen wird, ist anzuzweifeln. Den Banken stünde zwar „preiswerteres“ Geld zur Verfügung, aber diese werden wie gewohnt die lukrativeren Geschäfte anstreben, statt verbilligte Mittel als Kredite für den Klein- oder Mittelstands-Unternehmer zur Verfügung zu stellen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass (ausgerechnet?) die Deutsche Bank einer der ersten Kreditinstitute gewesen ist, die nach der Leitzinsabsenkung gegenüber der BILD ankündigten, den Dispozinssatz von derzeit 12,50 auf 12,25% p.a. absenken zu wollen und zwar bereits ab Mitte Mai. Die Reduzierung entspricht jedoch exakt dem Umfang des abgesenkten Leitzinses und kann nicht gerade als eine wirkliche Vergünstigung gegenüber dem Kunden genannt werden. Die Schere zwischen Guthabenzinsen und Kreditzinsen wird wahrscheinlich noch weiter aufgehen.
Ohnehin bliebe noch abzuwarten, wie die Geldhäuser sowie die Direktbanken in nächster Zeit auf den Leitzins im neuen historischen Tiefstand reagieren werden. Zu Abzügen bei den Renditen kommt es auf jeden Fall. Der jeweilige Umfang stünde noch offen. Einige Banken bewegen sich bereits jetzt schon nur „hauchdünn“ über dem „absoluten Nullpunkt“ für Tagesgeldangebote. Andere wiederum stehen mit ihrem Angebot noch deutlich über eine Eins.
Die Altersvorsorge wird altersschwach
Leidtragende zum Niedrigzinsniveau werden ausgerechnet die Verbraucher mit einer relativ neuen Renten- oder Lebensversicherung sein. Altverträge rentieren durchaus noch weit über dem Niveau der Neuverträge, da die Garantiezinsen noch deutlich besser gestellt sind. 1,75% beträgt derzeit der Garantiezins für die Altersvorsorge und wird aller Voraussicht nach bald zur Debatte stehen müssen. Die Versicherungsgesellschaften werden sich nach und nach von ihren bisherigen noch hochverzinsten Anleihen aufgrund der abgelaufenen Frist trennen müssen. Dann stehen sie vor dem Problem eines Niedrigzinsmarktes, dass offensichtlich noch längst nicht die Talsohle durchschritten hat. Somit ist mit weiteren Kürzungen der garantierten Zinsen sowie mit Verknappungen zu den jährlichen Überschüssen zu rechnen.
Weiterhin müsste die Bundesregierung eigentlich darin bemüht sein, die derzeit niedrige Teuerungsrate von 1,2% (April 2013) etwas nach oben zu pushen, um sich der EU-Richtlinie von 2% zu nähern. Eine gegensätzliche Richtung, die bei „Erfolg“ den Sparer mit seinen Renditen von rund 1% noch mehr die Kaufkraft seines Ersparten berauben würde.
Tarifomat24.de