Weiter deutlich steigende Zinsen an den Finanzmärkten dürften wohl ausfallen. Vielmehr müsse wieder mit einem Rückfall der Renditen gerechnet werden. Politische Unruhen sind temporär beruhigt und die Märkte beginnen sich neu zu sortieren.

Sparer zu früh gefreut und Baufinanzierer noch nicht zu spät reagiert

Kurswechsel Zinsen
Der große Zinsanstieg bleibt wohl aus

Mit den angestiegenen Zinsen seit etwa der Jahreshälfte 2013 könnte es sich um eine Eintagsfliege gehandelt haben. Über mehrere Wochen hinweg waren tatsächlich steigende Renditen bei den deutschen Staatspapieren zu beobachten und zehnjährige Papiere knackten sogar vorübergehend die 2%-Marke.

Die Deutsche Bank sowie die Postbank sprachen inzwischen von einem eingeläuteten Ende der Rekord-Tiefzinsen. Die Talsohle sei im ersten Halbjahr 2013 überwunden worden. Steigende Zinsen an den Finanzmärkten ziehen auch steigende Zinssätze für Konsumentenkredite und Baufinanzierungen mit sich. Dass der Hinweis auf steigende Bauzinsen der beiden Geldhäuser (Mutter & Tochter) aus der jeweiligen Abteilung Immobilienfinanzierung gekommen ist, mag gerne aus Zufall betrachtet werden. Doch der Tipp für die langfristige Sicherung der „noch“ niedrigen Zinsen könnte aus der Hüfte geschossen worden sein.

Derzeit befindet sich der Zinstrend in einer Position ohne sichere Orientierung. Die Ereignisse in der US-Politik sowie den Maßnahmen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) überschlugen sich. Die Finanzmärkte haben es mit einem entsprechenden Zick-Zack-Kurs eindrücklich quittiert.

Die Fäden wurden überwiegend in den USA gezogen

Bisher gestiegene Zinsen waren überwiegend auf die Ankündigung der Fed, das „zweispurige“ Anleihenkaufprogramm mit einem Volumen von 85 Mrd. Dollar pro Monat schrittweise zurück fahren zu wollen, gemäß die US-Konjunktur gebe die positiven Signale dafür. Das Thema ist inzwischen abgehakt. Noch Fed-Chef Ben Bernanke blies die Reduzierung der Geldschwemme erst einmal ab und die designierte Nachfolgerin Janet Yellen tritt mit großer Ankündigung in die Fußstapfen ihres Vorgängers. Ihre Hauptaufgabe soll u.a. das Finden einer möglichen Lösung sein, wie die Gelddruckmaschine ohne größere Kollateralschäden ausgebremst werden könnte. Bis dahin fließt das Geld weiter in Strömen und der Abwärtsdruck auf die Zinsen steigt wieder an. 10-jährige Deutschland-Papiere haben die 2%-Zone längst wieder nach unten verlassen.

Erst gestern einigten sich die beiden Streithähne Demokraten und Republikaner zum US-Haushalt. Die Insolvenz der USA ist vorerst auf Anfang Februar 2014 verschoben. Die Schuldenobergrenze soll entsprechend angehoben werden, um die tägliche Neuverschuldung bis dahin „buchhalterisch“ verkraften zu können. Dieser Sturm hat sich somit für die nächsten Monate ebenfalls gelegt. Den Märkten bleibt wieder mehr Zeit, sich an die relativ geebneten Vorgaben zu orientieren.

Zinsniveau tendiert wieder nach unten

Der Kredit-Dienstleister Creditolo rechnet mit tendenziell wieder fallenden Kreditzinsen. Auf der einen Seite bestehe in den Märkten kurzfristig noch etwas Korrekturbedarf und auf der anderen Seite die bereits angepassten Märkte am Kreditgeschäft noch den Anschluss finden müssten. Doch selbst mit den beinahe gegensätzlichen Aussichten gegenüber den Prognosen der „Big Player“ im Markt, sieht auch Creditolo keinen Sinn darin, notwendige Maßnahmen in die Zukunft hinaus zu schieben. Ein wiederholtes Absinken der Zinsen wird seine Grenzen schnell erreicht haben, das Potenzial sei nicht besonders groß. Darüber hinaus bestünde die Gefahr von erschwerten Kreditvergabe-Kriterien, da eine schwächere Konjunktur starken Einfluss auf das Risikomanagement der Geldgeber habe.

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