Das chronische Zins- und Kapitalmarktproblem der Lebensversicherer wird den Verbrauchern voraussichtlich nach 2016 weitere Leistungskürzungen bescheren. Der Garantiezins steht wiederholt im Visier und könnte die Gültigkeit auf ein Vertragsleben verlieren.

Lebensversicherer stehen durch Solvency II unter erhöhtem Druck

Analysen
Wackeliger Lebensversicherung Garantiezins

Die Kunden einer privaten Lebensversicherung können sich getrost auf weitere Kürzungen bzw. Einschnitte „irgendeiner Art“ innerhalb der kommenden Jahre einstellen. Wilhelm Schneemeier, Chef der Deutschen Aktuarvereinigung malte im Interview mit Handelsblatt (Mittwoch) den Teufel nicht nur einfach an die Wand, sondern gab ihm auch gleich detailliertere Konturen mit. Wenn es in der krisenbehafteten Lebensversicherungsbranche zu Kürzungen kommt, dann so gut wie sicher beim Garantiezins.

Mit der Absenkung des Garantiezinsen auf 1,25% zu Beginn 2015 schuf man der Versicherungsbranche zwar etwas mehr Luft, aber die anhaltenden Niedrigzinsen werden auch diesen Spielraum bald aufgezehrt haben.

Die Aktuarvereinigung gab der Bundesregierung die Empfehlung, im Jahr 2016 den Garantiezins auf dem aktuellen Stand zu belassen. Allerdings sieht die Lage nur ein Jahr später wieder ganz anders aus. Die Versicherer haben aufgrund der „Solvency II“ ab 2016 mehr Eigenmittel vorzuweisen. Damit soll die Sicherheit für die Leistungsauszahlungen verbessert werden. Der Garantiezins stellt – wie oft fälschlich angenommen – kein Mindestzins dar, der von den Lebensversicherungen nur aufgrund einer verbindlichen Erfüllung angerechnet wird, sondern um eine Höchstgrenze.

Den Versicherungsgesellschaften ist in Verbindung mit „Solvency II“ nur dann das Ausreizen der 1,25% Garantiezins erlaubt, wenn auch das entsprechende Kapital zur Verfügung steht. Mit der Einführung der neuen Regelung weht allerdings ein ganz anderer Wind, der die Einhaltung des Garantiezinses infrage stellt.

Schneemeier schlägt jedoch keine Absenkung des Garantiezinsen nach 2016 vor, sondern die zeitliche Begrenzung der Garantielaufzeit. Damit gebe man den Versicherungen mehr Flexibilität, um auf Änderungen an den Kapitalmärkten reagieren zu können.

Damit stießen die Versicherer allerdings noch immer schnell an ihre Grenzen. Nicht die Neuverträge bereiteten Probleme, vielmehr seien es die Alt-Policen mit den noch aus heutiger Sicht sehr hohen Garantiezinsen. Wären diese Zinswerte zeitlich begrenzt gewesen, so würde heute weniger über eine „Krise der Lebensversicherung“ debattiert werden, so der Chef der Aktuarvereinigung.

Wie auch immer die „Lösung“ für das inzwischen chronische Zins- und Kapitalmarkt-Problem der Versicherer aussehen wird, für die Verbraucher wird es langsam „spartanisch“.

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