Für die künftigen Mitglieder einer Pensionskasse wird es künftig weniger Garantieleistungen geben. Die ersten Kassen der unterschiedlichen Zünfte streichen bei den Garantiezinsen kräftig ab.
Die EZB sorgt für kräftige Marktverwerfungen

Mit Anfang Mai ist es noch gar nicht solange her, da warnte die Finanzaufsicht Bafin vor der „etwas wackeligen“ Lage zahlreicher Pensionskassen. Einige Kassen könnten bereits auf mittelfristige Sicht ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr aus eigener Kraft nachkommen. Wie auch die privaten Renten- und Lebensversicherungen sind die Pensionskassen von den niedrigen Zinsen und den gleichzeitig hohen Garantiezinsen für die Versicherungsnehmer unter erheblichen Druck geraten.
Nun reagierten die ersten Pensionskassen mit einer Absenkung der Garantiezinsen für neue Mitglieder, wie WirtschaftsWoche (Dienstag) berichtete. Die Versorgungskasse der evangelischen Kirche kürzte dabei nicht zu knapp. Der Garantiezins fällt von 3,5 auf nur noch 0,5 Prozent. Jetzt schon sei ein Gleichstand bei der Anzahl der Beitragszahler und den Rentenempfänger erreicht. Die geburtenstarken Jahrgänge werden aber erst ab 2020 in Pension gehen. Die Pensionskasse der evangelischen Kirche begründet den drastischen Schnitt mit dem demografischen Wandel sowie den niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten.
Die Kirchenkasse ist kein Einzelfall. Auch weitere Kassen für die Berufsgruppen wie Journalisten und Krankenschwestern werden auf die prekäre Niedrigzins-Situation reagieren. Den Kassen sei es kaum mehr möglich, an den Finanzmärkten noch rentable Gewinne einzufahren. Rund die Hälfte der 140 Pensionskassen sind eine Aktiengesellschaft. Deren von den Aktienträgern eingezahltes Eigenkapital dient zugleich als Rücklage für das Überwinden magerer Zeiten. Die andere Hälfte muss mit den erwirtschafteten Überschüssen auskommen und sind deshalb von den Niedrigzinsen besonders betroffen. Eine Gegenmaßnahme ist die Absenkung des Garantiezinses.
Die EZB verzerrt die Anleihemärkte
Die Europäische Zentralbank (EZB) wirkt mit ihren massiven Anleihekäufe wie ein gewöhnlicher Marktteilnehmer, der mit seinem schier unerschöpflichen Kapital die Anleihemärkte buchstäblich leer saugt. Die „guten und damit beliebten Anleihen“ sind bereits zu einem Großteil in den Fittichen der EZB. Die hohe Nachfrage ließ die Renditen in den Keller fallen, die Anleihepreise jedoch in die Höhe schnellen. Nun plant die Notenbank die Erweiterung ihrer Ankauf-Wut in den Bereich der Unternehmensanleihen.
Für die anderen Marktteilnehmer bleibt entweder der Griff zu immer teureren Anleihen mit fallenden Renditen – solange verfügbar – oder der Umstieg in höhere Risikoklassen. Unterm Strich tragen die Mitglieder der Pensionskassen die Risiken, da die Konsequenzen im Vorfeld in Form von Leistungskürzungen und / oder Beitragsanhebungen nicht ausbleiben werden.
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