Die Umsetzung des neuen Gesetzes für Lebensversicherung kann offenbar nicht schnell genug gehen. Der Entwurf für „mehr Stabilität“ in der Versicherungsbranche wurde im Hau-Ruck-Verfahren abgesegnet. Auf dem Plan steht nun das Schröpfen der ursprünglich in Aussicht gestellten Renditen.
Inhalt
- 1 Stabilität für Versicherer auf Kosten der Kunden
- 2 Die Bundesregierung rief auf und greift nun ab
- 3 In Lebensversicherungen schlummern Geldvermögen in Milliardenhöhe
- 4 Banken und Regierungen leiteten das Lebensversicherungs-Dilemma ein
- 5 Die Konsequenzen für Lebensversicherungen
- 6 Versicherungsverband nimmt auch Aktionäre in Schutz
Stabilität für Versicherer auf Kosten der Kunden

Wer als Sparer bereits auf Zinsen verzichtet und Geldwertverluste hin nimmt, erhält mit einer Lebensversicherungspolice in der Schublade nun die nächste Ohrfeige.
Ende Mai präsentierte das Bundesfinanzministerium die Vorschläge für ein neues Gesetz zu den Lebensversicherungen und zwischen der Absegnung durch das Bundeskabinett lag lediglich ein Wochenende. Das Lebensversicherungsreformgesetz soll offensichtlich im Eilverfahren durchgepeitscht werden. Unter dem Deckmantel der „Absicherung stabiler und fairer Leistungen“ brennt es offenbar lichterloh.
Gestern die hohen Renditen in Aussicht und heute die große Erosion. Der Abschluss einer Lebensversicherung als langfristige Altersvorsorge wird mit Kürzungen und Verzicht belohnt. Angesichts der sinkenden Rentenbezüge über die gesetzliche Komponente und der drohenden Altersarmut eine fatale Entwicklung.
Die Bundesregierung rief auf und greift nun ab
Der Gesetzgeber selbst appellierte an die Bürger, sich tunlichst um eine private Altersvorsorge zu kümmern, da das „Renten- und Generationsmodell“ in seiner ursprünglichen Form nicht mehr funktionieren kann. Millionen Bürger folgten dem Ruf und ließen die Lebensversicherung zur Altersvorsorge-Variante Nummer Eins aufsteigen.
Den massiven Verschiebungen im Verhältnis der einzahlenden Arbeitnehmer und den erhaltenen Rentnern folgte eine Finanzkrise, ausgelöst durch die Schuldenpolitik und dem freizügigen Handel der Investment-Banken. Die Zinsen in den Finanzmärkten fielen ins beinahe Bodenlose und die Versicherungsgesellschaften stecken mitten drin.
In Lebensversicherungen schlummern Geldvermögen in Milliardenhöhe
Als wenn die schleichende Enteignung aller Sparer durch mickrige Zinsen nicht genug wäre, folgt nun prompt die nächste Schröpfung im Lebensversicherungsmarkt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsste die Summe des angesparten Privatvermögens über die Altersvorsorge gut kennen. Sie selbst versuchte nach dem „EU-Reichtums-Vergleich“ durch die EZB die Öffentlichkeit in Deutschland dadurch zu beruhigen, indem sie die Ansprüche an die Lebensversicherung hervor hob. Diese seien im EU-Vergleich nicht berücksichtigt worden und deshalb besitze der deutsche Bürger „viel mehr“ als die EZB angab.
Die Milliarden von Beiträgen für Lebensversicherungen können am Kapitalmarkt kaum noch Renditen abwerfen. Die Unternehmen sind daran gehalten, den größten Anteil der Beiträge in sichere Anlagen zu stecken und dazu gehören u.a. Staatsanleihen.
Ein Dilemma. Aufgrund der Risiken für die EU-Länder, von ansteigenden Anleihenzinsen in den Schulden-Strudel gerissen zu werden, erklärte die EZB Staatsanleihen für nur noch sehr risikoarm. Im Notfall würde man die Staatsanleihen in grenzenloser Menge vom Sekundärmarkt aufkaufen („Dicke Bertha“). Das „Vertrauen“ der Finanzmärkte wurde zurück gewonnen, die Zinsen fielen steil nach unten und brachten den Versicherungsunternehmen massive Kopfschmerzen ein.
Banken und Regierungen leiteten das Lebensversicherungs-Dilemma ein
Am Anfang der „Katastrophen-Kette“ stehen die insolventen Banken, gefolgt von deren Landesregierungen, die entsprechende Rettungsmaßnahmen einleiteten. Die Staatsschulden schossen in die Höhe. Nun mussten einige Länder selbst gerettet werden. Dafür wurden Hilfsfonds wie EFSF und ESM geschaffen, mit Geldern und Garantien der Steuerzahler. Um die Zinslast der hoch verschuldeten (eigentlich bankrotten) Staaten zu mildern, drückte die EZB das Zinsniveau gen Boden.
Offenbar brennt es lichterloh im Versicherungsmarkt. Alt-Policen mit hohen Garantiezinsen müssen bedient werden und der Kapitalmarkt gibt kaum noch Renditen her.
Die Konsequenzen für Lebensversicherungen
- Ab 2015 wird der Garantiezins für Neuverträge voraussichtlich von derzeit 1,75% auf 1,25% abgesenkt.
- Die Anteile aus der Bewertungsreserve (stille Reserve) werden für demnächst abgehende Lebensversicherungspolicen gekürzt
- Der Risikoanteil der Versicherungskunden wird von 75% auf 90% angehoben
- Aktionäre müssen bei einer finanziellen Schieflage des Versicherers auf Ausschüttungen verzichten
Versicherungsverband nimmt auch Aktionäre in Schutz
Die laufenden Überschüsse sowie Schlussüberschüsse sanken in den vergangenen Jahren ohnehin permanent. Der Versicherungsverband GDV befand im Reformgesetz der Lebensversicherung die mögliche Streichung der Ausschüttungen an die Aktionäre sowie die geforderte Transparenz bei den Abschlussprovisionen als das eigentliche Übel. Darüber sei eine Erfüllung bis 2015 angesichts der Umstellungen nach Solvency II gar unmöglich.
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