Die deutsche Exportwirtschaft wird nach Schätzung des Münchner ifo-Instituts im Jahr 2016 einen neuen Rekord beim Handelsbilanzüberschuss aufstellen. Gegenüber dem vergangenen Jahr dürften weitere 25 Milliarden Dollar oben drauf kommen und den Export-Überhang auf 310 Milliarden Dollar anheben.

Exportüberschüsse erhöhen Verschuldung des Auslands

Wachstum
Exportüberschuss: Es ist nicht alles Gold was glänzt

Immer mehr und dann noch was oben drauf. Die deutsche Exportwirtschaft scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, die Handelsbilanzüberschüsse vom vergangenen Jahr unter allen Umständen zu toppen. Bis Ende 2016 geht das ifo-Institut von rund 310 Milliarden Dollar mehr exportierte als importierte Waren und Dienstleistungen aus. Chinas Exportüberschuss rutscht dagegen ab und dürfte am Ende des Jahres rund 260 Milliarden Euro betragen.

Damit würde die deutsche Exportwirtschaft das Reich der Mitte in der Kategorie Kapitalexport deutlich überflügeln. Den dritten Platz und auch schon relativ weit abgeschlagen landete Japan mit einem Exportüberschuss von 170 Milliarden Dollar. Die krasseste Veränderung weist Saudi-Arabien auf. Die Zeiten der hohen Überschüsse aufgrund der strömenden Ölquellen ist seit zwei Jahren vorbei. Nachdem die Ölpreise in den Keller fielen, schrieb Saudi-Arabien in den Jahren 2014 und 2015 jeweils ein dickes Defizit in die Bücher.

Güter sorgen für größten Anteil Exportüberschuss

Die deutsche Exportwirtschaft erzielte in der Sparte des Warenhandels bis zum Juni einen Überschuss von 159 Milliarden Dollar. Dienstleistungen und Auslandseinkommen sorgten dagegen für ein Defizit von 6 Milliarden Dollar. Die größte Nachfrage nach Waren und Güter kam aus dem Raum Europa.

Der Anteil des Exportüberschusses nimmt am Ende des Jahres 8,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ein. Im Jahr 2015 waren es 8,5 Prozent.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Der immens hohe Exportüberschuss kann weder für die deutsche Wirtschaft, noch für den Handelspartner gesund sein. Die Abnehmer der Waren aus der deutschen Exportwirtschaft sind überwiegend dazu genötigt, für den regen Kauf die Schulden nach oben zu treiben. Auf der anderen Seite „lebt Deutschland“ unter seine Verhältnisse. Der Exportüberschuss kann auch als Importdefizit bezeichnet werden. Die Arbeitnehmer leisten ihre Aufgaben immer produktiver und für immer weniger Geld ab. Die Nutznießer der eingefahrenen Gewinne sind die Export-Unternehmen.

Darüber hinaus berechnete das Institut für Makroökonomie im Jahr 2013, dass rund 20 Prozent des durch Exportüberschuss exportierten Kapitals geradewegs vernichtet werden. Im Jahr 2016 würden es somit 62 Milliarden Euro sein, auf die Arbeitnehmer und Konsumenten quasi verzichteten und im Anschluss einfach „in Rauch aufgehen“.

Industrie-Lobby warnt ständig vor Verlust Wettbewerbsfähigkeit

Das durch die deutsche Exportwirtschaft ins Ausland verfrachtete Kapital würde innerhalb des Bundesgebietes dringend benötigt werden. Sei es für die Infrastruktur, Bildung oder die Aufstockung der am (unter) dem Existenzminimum lebenden Hartz-IV-Abhängigen und noch Ärmeren. Allerdings will die Exportindustrie davon nichts hören, geschweige die Politik. Davon zeugen vor allem die gebetsmühlenartigen Warnungen der Industrie-Lobby vor dem vermeintlichen Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.


970x250