Exporteure, Unternehmen, Konsumenten. Alle scheinen im Frühjahr 2017 in bester Laune zu sein. Die Wirtschaft brummt und die Arbeitnehmer haben immer mehr Geld in der Tasche. So zumindest die Folklore.
Für Übertönen des Count-Down-Tickers braucht’s nur lauten Jubel

Die deutsche Wirtschaft, deren Akteure sowie die Bevölkerung scheinen im Frühjahr 2017 in bester Partylaune zu sein. Der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo-Instituts kletterte im Mai auf ein Rekordhoch, der Konsumklimaindex der GfK stieg ebenfalls weiter an und das Bundesarbeitsministerium verkündete eine erneut nach oben gekletterte Beschäftigtenzahl. Die Deutsche Bundesbank setzt das I-Tüpfelchen drauf, indem sie ein Wachstum von 0,6 Prozent als kräftig bezeichnet.
Der Blick in die Zukunft wird laut den Indizen der verschiedenen Institute als durchgehend optimistisch beschrieben. So seien lt. ifo-Institut auch die Exporteure guter Dinge. Deren Exporterwartungen stieg von 13,8 Saldenpunkte im April auf 14,7 Punkte im Mai, so die Ökonomen des Münchner Instituts.
Ziemlich großer Jubel vor dem Hintergrund eines weiteren Anstiegs der geringfügigen Beschäftigung, der trotz der „boomenden“ Wirtschaft gestiegenen Armut und Armutsgefährdung in der Bevölkerung. Dass die Export-Wut der deutschen Wirtschaft schon seit Jahren zu erheblichen Bilanzüberschüssen führte, scheint nicht zu stören. Im Gegenteil. Die Medien suggerieren zum Exportüberschuss stets einen positiven Aspekt. Wenn ein frischer Wunsch-Präsident Macron die deutsche Export-Stärke als eine zu große Last für die anderen Ländern bezeichnet, wird das gerne als „konstruktive Kritik“ aufgenommen. Spricht aber ein Trump auf seine eigentümliche Art und Weise das Problem der deutschen Export-Stärke an, so verkaufen die Meinungsmacher seine Aussage als das Geplärre eines polternden Jungen.
Macron und Trump haben allerdings beide Recht. Exportüberschüsse in der exzessiven deutschen Art sind weder für das Ausland, noch für die deutsche Wirtschaft gesund, geschweige für die produktiv arbeitenden Bundesbewohner. Wohlwollend werden diese Bilanzüberschüsse auch Auslandsvermögen genannt, der bis Ende 2015 den Wert von gigantischen 7,9 Billionen Euro erreicht hat. Angeschriebene Gelder, die Schulden des Auslands. Dazu gesellt sich ein Betrag von rund 800 Milliarden Euro im Euro Target-2-System. Ebenfalls als angeschriebene Schulden des Euro-Auslands zu verstehen. Nicht zu vergessen der Anteil zum Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Mit 27 Prozent steckt der Steuerzahler in den Garantien, zu einem anfänglichen „Startkapital“ von 700 Milliarden Euro. Sollte das unantastbare ESM-Kommissariat zum Schluss kommen, dass weitere Beträge notwendig seien, haben Bundesregierung sowie Bundestag die Steuerzahler dazu verpfändet, bei Abruf des ESM unverzüglich nachzuschießen, ohne Widerrede.
Zu allem Überfluss schlägt Frankreichs Präsident Macron die Verallgemeinung der Staatsschulden innerhalb der Ländergemeinschaft vor. Der Widerstand der Bundesregierung bröckelt bereits, wie auch beim (erforderlichen) Schuldenschnitt für Griechenland.
Der Jubel rund um das „starke“ Wirtschaftswachstum und die sich selbst aufschaukelnde gute Laune übertönt lediglich das Ticken der unweigerlich zu detonierenden Zeitbombe.