Ungleiches Verhältnis zwischen dem Zuwachs des BIP und des Wohlstandes. In den vergangenen rund 25 Jahren wuchs das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik um rund 30 Prozent an. Der Wohlstand kletterte in der gleichen Zeit um lediglich 4 Prozent nach oben.

Ungleicher Zuwachs zwischen Inlandsprodukt und Wohlstand

Geldbeutel
BIP sagt nichts über den Wohlstand aus

Innerhalb der letzten 25 Jahre sei der Wohlstand in der Bundesrepublik nur leicht angestiegen. Dafür sei aber das Ausmaß der Zunahme bei der ungleichen Verteilung stark zurückgegangen, so eine vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in Auftrag gegebene Studie. Die Untersuchungen wurden in Verbindung mit Berechnungen des „Nationalen Wohlfahrtsindex 2016 (NWI)“ von einem Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Hans Diefenbacher (Institut für Interdisziplinäre Forschung in Heidelberg) vorgenommen.

Demnach ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 1991 und 2014 um rund 30 Prozent angewachsen. Im gleichen Zeitraum habe aber der gesamtwirtschaftliche Wohlstand in der Bundesrepublik nur um 4 Prozent zugelegt. Der ausschlaggebende Grund für die ungleiche Entwicklung zwischen Wirtschaftsleistung und Wohlstand sei der deutliche Anstieg der Einkommensungleichheit in den 2000-er Jahren gewesen.

Das BIP alleine sage nicht viel über die Wohlstandsentwicklung im Land aus, so die Kritik der zahlreicher Experten. Der NWI habe das Ziel, die von der klassischen Methode im Bezug auf das BIP hinterlassenen Widersprüche aufzulösen und Lücken zu beseitigen. Weder Einkommensverteilung noch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen werden vom klassischen Verfahren über das Inlandsprodukt erfasst. Als Beispiel nennt das IMK Sanierungsarbeiten zur Beseitigung von Umweltverschmutzung. Diese Maßnahmen steigerten das BIP zwar im vollen Umfang, aber diese Wachstumsanteil könne als „Leerlaufwachstum“ bezeichnet werden. Zur Steigerung der Wohlfahrt trage es zumindest nicht bei, so Diefenbacher und seine Forscherkollegen Benjamin Held (FEST), Dorothee Rodenhäuser (FEST) und Roland Zieschank (FU Berlin).

Zwischen 1991 und 1999 noch ausgeglichene Entwicklung

In den Jahren 1991 bis 1999 entwickelten sich BIP und NWI ausgeglichen. Im Schnitt nahmen Wachstum sowie Wohlstand um rund 1,5 Prozent im Jahr zu. Die Wissenschaftler erklären diese Entwicklung mit den spürbar gestiegenen Konsumausgaben bei gleichzeitig stabiler Einkommensungleichheit. Darüber hinaus sanken die Kosten der Umweltverschmutzung deutlich. Dämpfend auf die Wohlfahrtsentwicklung wirkte sich besonders die massive Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern zwischen den Jahren 1991 und 1994 aus.

Zwischen 1999 und 2005 sanken Inlandsprodukt und Wohlstand ab

Zwischen 1999 und 2005 nahm das BIP durchschnittlich um 1 Prozent ab. Diese Periode sei gekennzeichnet durch hohe Arbeitslosigkeit und stagnierenden Löhnen. Die Einkommensungleichheit nahm spürbar zu. Der Gini-Koeffizient stieg von 0,25 auf 0,29, eine ungewöhnlich starke Zunahme im internationalen Vergleich. Der NWI sank im gleichen Zeitraum im Jahresmittel um 1,5 Prozent ab.

Zwischen 2005 und 2013 nahm BIP zu und NWI blieb gleich

Das BIP-Wachstum legte in den Jahren 2005 und 2013 auf durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr zu. Das NWI blieb jedoch auf etwa gleichem Niveau. Ein Ausnahmejahr stellt 2009 dar. Aufgrund der ausgebrochenen Banken- und Wirtschaftskrise brach auf der einen Seite das BIP zwar massiv ein, auf der anderen Seite ging der Konsum jedoch nur minimal zurück. Die damalige Konjunkturstimulierung, Arbeitszeitverkürzung und Kurzarbeit als Anti-Krisenstrategie schlug sich als Erfolg auch im NWI nieder.

Das Gesamtbild des alternativen Wohlfahrtindex zeige ein sehr unterschiedlicheres Bild als das BIP, so Diefenbacher und seine Forscherkollegen: „Erst wurde es besser, dann wieder schlechter, momentan stagniert der Wert auf dem Niveau der frühen 1990er Jahre.“ Die neueste Auswertung von 2014 biete jedoch einen Lichtblick. Das BIP wuchs um 1,6 Prozent und der NWI um 2,2 Prozent. Grund dafür seien eine solide Konsumentwicklung und die niedrigen Kosten für nicht erneuerbare Energieträger. Der Verbrauch von Heizenergie sei gesunken.

Derzeit sei allerdings nicht sichergestellt, ob sich der positive vorläufige Eindruck bestätigen wird. Offen sei noch der Gini-Wert für 2014 vom sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Das SOEP lieferte für die beiden Jahre zuvor Werte einer steigenden Ungleichheit.

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