Offenbar hat die lockere Geldpolitik der Notenbank die Wirtschaften dieser Welt in eine Zwickmühle geführt. Die Fortsetzung der Geldschwemme wird wahrscheinlich eine riesige Blase an den Börsen entstehen lassen und eine starke Inflation herbeiführen. Das Beenden der Geldflut würde die (reale) Wirtschaft jedoch in eine tiefe Rezession befördern.

Waren Folgen nicht abzusehen?

Finanzmarktrettung
Das End-Spiel mit der Zeit

Ist das Dummheit, Inkompetenz, Kalkül oder (fatal) eine Kombination aus diesen Eigenschaften? In einem Wohnblock drehen alle Wohnungsparteien die Wasserhähne in den Badewannen voll auf und stehen nun verwundert davor, weil die Wannen plötzlich vor dem Überlaufen stehen. „Wer hätte das ahnen können?“. Der Hausmeister schlägt Alarm und warnt vor einer globalen Überschwemmung.

Die großen Zentralbanken, angefangen von der Europäischen Zentralbank, über die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), bis hin zur japanischen Notenbank haben die Geldhähne voll aufgedreht und fluten die Märkte mit einem billigen Übermaß an Kapital. In den USA wurden in den letzten 5 Jahren rund 2,5 Billionen Dollar in den Markt geschwemmt. Japan ist etwas „konkreter“ und will die vorhandene Geldmenge des Yen schlicht verdoppeln. Australiens Zentralbank senkte den Leitzins, die EZB ebenfalls und Thailands Notenbank reduzierte den Zins ebenfalls. Das Geld wird global „billiger“.

Entsprechend tief ist in der Eurozone der Zinssatz für Geldanlagen abgerutscht, u.a. ein Ausdruck für den „Geldpreis“. Es ist einfach zu viel davon in den Finanzmärkten.

Nun stehen die Notenbanken vor den zwischenzeitlichen Resultaten ihrer Werke und bekommen offensichtlich ein unbehagliches Gefühl. So warnte am vergangenen Freitag die Fed bei ihrer Veröffentlichung des Sitzungsberichtes vom Vortag vor „möglichen Schäden und Risiken“ für Unternehmen und Verbraucher. Eine Börsenblase könne entstehen und die Inflationsgefahr wäre bereits greifbar. Mit der Einstellung der Geldflut wäre es aber nicht mehr getan. Die Finanzmärkte hätten sich in den vergangenen Jahren bereits darauf eingestellt und sehen die Kapitalschwemme als eine „feste Institution“ an. Die Einstellung der lockeren Geldpolitik könne darüber hinaus auch die Banken vor „strukturellen Schwierigkeiten“ stellen.

Für den EZB-Chef Mario Draghi scheint das alles noch kein großes Thema zu sein. Nach seiner Ansicht von Ende Mai ist der Euro „stabil und stark“. Die Finanzmärkte hätten wieder Vertrauen in die Gemeinschaftswährung gewonnen.

Die Börsenkurse treiben inzwischen ihr eigenes Spiel und haben mit den Entwicklungen in der realen Wirtschaft kaum noch etwas zu tun. Die Konjunkturen in den Ländern Europas schwinden dahin, die USA kann auch nicht von Höhenflügen berichten und Chinas Wirtschaftswachstum stolpert statt zu steigen. Dennoch „rumpelten“ die Kurse an den Börsen in Europa, in den USA und in Asien nach oben. Ein Produkt der Geldpolitik der Notenbanken. Das Ende der Fahnenstange scheint allmählich erreicht zu sein und die Börsianer beginnen sich Sorgen zu machen. Lt. der FZ warnte inzwischen die Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vor einer Blasenbildung an den Aktienmärkten. Die Aktienpreise werden trotz Ausbleibens jeglicher wirtschaftlicher Erholungen in die Höhe getrieben. Die sofortige Einstellung der lockeren Geldpolitik würde jedoch die letzten Aussichten für ein Wachstum zunichte machen und die Länder der Welt in eine Rezession stürzen. Eine klassische Zwickmühle, aber wer hätte „dies ahnen können“?

Ganz offensichtlich werden Entscheidungen getroffen, die lediglich der Abwendung der akuten Gefahr dienen, aber keinesfalls etwas mit nachhaltiger Planung zu tun haben. Die Probleme sind längst nicht beseitigt und sogar noch angewachsen. Das verzweifelte Spiel wird spätestens dann ein Ende haben, wenn die ersten Blasen platzen und die Wurzeln allen Übels die Oberhand gewinnen.

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