Der Start des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Lebensversicherer in Deutschland unter enormen Druck setzen. Die Versicherungswirtschaft erhält am Anleihemarkt einen übermächtigen Konkurrenten vor die Nase gesetzt. Der GDV sieht die bisherige Sparkultur als ernsthaft bedroht.

EZB sorgt für Verzerrungen am Anleihemarkt

Eurokrise
Lebensversicherer geraten durch EZB unter enormen Druck

Die deutsche Versicherungswirtschaft hat in den vergangenen Jahren aufgrund der Niedrigzinsen bereits enorme Belastungen an den Hals gehängt bekommen. Und natürlich nicht zuletzt die Verbraucher mit Neuverträgen und jüngst auch verstärkt die Bestandskunden mit einer langjährigen privaten Altersvorsorge.

Mit der EZB-Ratssitzung am Donnerstag wurde der Start des massiven Anleihekaufprogramms beschlossen. Die Ausgangslage beschreibt ein monatliches Ankaufvolumen von 60 Milliarden Euro mit voraussichtlichem Stopp Ende September 2016. Nicht weniger als rund 1 Billion Euro sollen über diesen Weg in die Finanzmärkte geschüttet werden.

Garantiezins, Überschussbeteiligungen und Bewertungsreserven von Lebensversicherungen werden seit dem Beginn der Banken- und anschließenden Euro- und Finanzkrise zum Nachteil der Versicherungskunden gekürzt. Die Bundesregierung peitschte im vergangenen Jahr eine Lebensversicherungsreform durch, die den vorsorgenden Verbrauchern unterm Strich etwas wegnahmen, damit es die „labile Versicherungswirtschaft“ behalten kann. Inzwischen steht eine neue Regelung vor der Verabschiedung, die die Assekuranzen zum Einbehalt von Geldern, die eigentlich den Kunden zugestanden hätten, einbehalten soll. Es soll sich um 4- bis 5-stellige Summen handeln.

Das gemächliche Abtragen der Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zwang die Verbraucher zur zusätzlichen privaten Altersvorsorge, um im späteren Rentenalter über ein Einkommen für einen „erträglichen“ Lebensstandard zu verfügen. Mit dem EZB-Beschluss könnten die Verbraucher nun endgültig in die Sackgasse geraten sein, denn die Assekuranzen stehen erneut vor enormen Schwierigkeiten.

Der Gesamtverband der deutschen Versichwirtschaft (GDV) fand zum EZB-Entscheid relativ milde, jedoch klar und vor allem alarmierende Worte. „Der Schritt der EZB ist eine Zumutung“, so der Titel der Stellungnahme vom Donnerstag. Der GDV kritisiert vor allem die völlig unbekannten Erfolgsaussichten dieses Ankaufprogramms. Nun stellt sich die Zentralbank selbst als Großabnehmer der zum Verkauf stehenden Anleihen auf. GDV-Chef Alexander Erdland rechnet mit steigenden Kursen bei den Anleihepreisen und fallenden Renditen.

„Das Ankaufprogramm verstärkt den Druck auf festverzinsliche Wertpapiere, die eine Säule der privaten Altersvorsorge sind. Das macht es uns jetzt noch schwerer, den Menschen gute Angebote für ihr Alter zu machen“, so Erdland. Sicher bereits heute, dass der Sparkultur in Deutschland ein weiterer Schaden angerichtet wurde.

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