Innerhalb von zehn Jahren hat die Anzahl der Wechsler von der gesetzlichen Krankenkasse zur Privatkrankenversicherung auf weniger als die Hälfte abgenommen. Dieser Trend könnte bereits ab 2015 eine Umkehrung finden, wenn die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden.
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Die Wechselbereitschaft zur PKV könnte wiederbelebt werden

Wenn der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) danach verlangt, die Hürden für den Übertritt von der gesetzlichen Krankenkasse zur Privatkrankenversicherung abzusenken, dann mit Sicherheit nicht aus dem Grund, neue Kunden zu gewinnen, die womöglich zu einem späteren Zeitpunkt in das neu geschaffene „Notprogramm“ für temporär Zahlungsunfähige fallen. Der Grund, Mitte 2013 im Zuge der ersten Wahlkampf-Bewegungen für die Bundestagswahl eine Absenkung der Versicherungspflichtgrenze einzufordern, dürfte vielmehr in der mangelnden Wechselbereitschaft der Kassenmitglieder zu finden sein.
Den Privatversicherern droht zwar nicht die massive Abwanderung der bestehenden Kunden, aber die Neuankömmlinge aus der GKV haben sich in den letzten Jahren förmlich verflüchtig. Innerhalb der letzten zehn Jahre vor 2012 reduzierte sich die Anzahl der zur PKV wechselnden Kassenpatienten von ursprünglich 360.000 auf nur noch 160.000. Ein Rückgang um mehr als fünfzig Prozent, so der Verband der Ersatzkassen (vdek).
Offenbar war es nicht die Hürde der Versicherungspflichtgrenze alleine, die einen Großteil der eigentlich möglichen Wechsel zur PKV verhinderte. Die Privatversicherer sorgten mit der Handhabe ihrer Beiträge scheinbar für gehörigen Unmut bei den Kassenmitgliedern. Zum Ende eines laufenden Versicherungsjahres wurde es für die Kunden stets „spannend“, ob die Prämien im nächsten Jahr deutlich angehoben werden oder nicht und wenn ja, um wie viel. Eine sehr intransparente Situation, die viele Privatversicherte vor eine ungewisse Zukunft stellen.
Derzeit hat die GKV den Trumpf im Ärmel – Für noch kurze Zeit
Seit zwei Jahren sieht die Situation in der gesetzlichen Krankenversicherung sehr rosig aus. Ein prall gefüllter Gesundheitsfonds sowie großzügige Reserven bei den Krankenkassen bringen den Mitgliedern reihenweise Rückvergütungen bzw. Prämien ein. Im Jahr 2014 lassen zahlreiche Kassen einen Anteil der Beiträge an ihre Mitglieder zurück fließen. Auf die Erhebung von Zusatzbeiträgen wird vollständig verzichtet.
Der Spieß kann sich bereits ab 2015 wieder umdrehen, wenn die Bundesregierung den geplanten einkommensabhängigen Zusatzbeitrag durchsetzt. Der Gesundheitsfonds wird voraussichtlich in den kommenden Jahren „überstrapaziert“ und die Finanzierungslücken müssen durch das „Eintreiben“ von zusätzlichen Beiträgen geschlossen werden. Höher Verdienende leisten einen entsprechend höheren Anteil. Die Kassenbeiträge können nach derzeitigen Schätzungen sogar jährlich um bis zu 0,3 Prozent steigen.
Diese Entwicklung im gesetzlichen Zweig des Gesundheitswesens könnte den Privatversicherern in die Hände spielen. Das Leistungs-Niveau einer PKV sowie die Flexibilität zu den einzeln gewählten Leistungsbausteinen bleibt nach wie vor das Top-Argument.
Tarifomat24.de