„Augen zu und durch“. Bei gewissen Risiken mag dieses Vorgehen funktionieren, kaum jedoch im Pflegefall. „Augen zu und geschockt“ würde hier eher zutreffen. Viele Bundesbürger unterschätzen die Risiken eines Pflegefalls nach wie vor. Die Steigerung findet sich bei den Menschen, die eine Pflegebedürftigkeit innerhalb der Familie als ein Tabu behandeln.
Inhalt
- 1 Pflegefall: Ein Thema zwischen Tabu, Unwissen und Erkenntnis
- 2 Die Brisanz Pflegefall ist noch längst nicht vollständig ins Bewusstsein gerückt
- 3 Ein Pflegefall setzt keine kaputten Hüftgelenke voraus
- 4 Pflege-Bahr ist ein Zeichen für die richtige Richtung
- 5 Die Situation der Pflegefälle wird sich zuspitzen
Pflegefall: Ein Thema zwischen Tabu, Unwissen und Erkenntnis

Die heute vorherrschende „Glückseligkeit“ so mancher gesunder und kräftiger Bundesbürger wird mit Sicherheit in eine hilflose Abhängigkeit von Personal und Familienangehörigen münden. Was sich überspitzt und dramatisch anhört, wird jedoch bittere Realität werden. Nicht für jeden Menschen in Deutschland, dennoch für rund 3,4 Millionen im Jahr 2030. Diese Schätzung wurde von den Fachleuten beim Statistischen Bundesamt (Destatis) vorgenommen. Und wer dieses Szenario für unwahrscheinlich hält, hätte bereits heute ca. 2,5 Millionen Personen als Ansprechpartner zur Verfügung, die einer anderen Meinung sind. Bei den Menschen über 80 Jahre wird der Fragende auf jeden Fall fündig. Hier liegt die Quote eines Pflegefalls bei rund 33 Prozent.
Offenbar sehen sehr viele Bürger eine ausnahmslos rosige Zukunft bis ins hohe Alter, ohne jegliche körperliche oder geistige Handycaps. Dieser Blick aus scheinbar purem Optimismus teilt seinen Ursprung mit den Personen, die es schlicht nicht besser wissen und denjenigen, die eine Verdrängung des Themas Pflegefall für die „beste Lösung“ halten. Der unabhängige Vermögensberater Packenius, Mademann und Partner befragte für eine repräsentative Umfrage 1.000 Bundesbürger zum Thema Pflegerisiko. Das Ergebnis lässt alle Alarmglocken auf schrillen.
Die Brisanz Pflegefall ist noch längst nicht vollständig ins Bewusstsein gerückt
Das etwas abmildernde Ergebnis zuerst: Mit 23 Prozent bildet ein knappes Viertel der Bevölkerung Rücklagen für einen möglichen Pflegefall. Eine private Pflegeversicherung wurde von 14 Prozent der Menschen abgeschlossen. Immerhin ist das Risiko Pflege bei 41 Prozent der befragten Bürger ein Thema, das auch in der Familie samt den finanziellen Fragen eine Ansprache findet.
Die „andere Seite der Medaille“: 24 Prozent der Befragten schweben im Ungewissen. Ihre Unsicherheit zu einem passenden Vorsorgeprodukt ließ bereits wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen. Das Thema Pflegefall wird von 34 Prozent der Bundesbürger kurzerhand völlig ausgeblendet, als wenn dieses „abstrakte“ Phänomen nicht existierte. „Pflegefall ist ein Tabu“. Ganze 28 Prozent befinden sich im irrtümlichen Glauben, dass der Staat durch die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung für alle Kosten aufkommen wird. 5 Prozent der befragten Personen halten ihre eigene Gesundheit für „unangreifbar“ und schließen für sich selbst aus, jemals ein Pflegefall zu werden.
Ein Pflegefall setzt keine kaputten Hüftgelenke voraus
Vielleicht ein weit verbreitetes Vorurteil. „Zu einem Pflegefall werden nur Menschen mit kaputten Gelenken und schwachen Muskeln“. Auch wenn der gemeinsam erklärte Wille von CDU/CSU sowie SPD, das Ruder für die nächste Regierungsperiode in die Hand zu nehmen, etwas nachgeholfen hat, ist die Aufnahme von Demenzerkrankungen in die Definition Pflegefall ein eindeutiges Signal. Der körperlich gesundeste Mensch ist nicht davor gefeit, in den Zustand abzugleiten, bei dem das Gestrige aus dem Gedächtnis gelöscht wird. Demenz und Alzheimer sind auf dem Vormarsch und werden einen beträchtlichen Anteil aller Pflegefälle weltweit einnehmen.
Die Internationale Vereinigung der Alzheimer Erkrankung (Organisation Alzheimer’s Disease International – ADI) rechnet bis zum Jahr 2050 mit weltweit rund 115 Millionen von Alzheimer betroffenen Menschen. Beinahe die Hälfte der gesamt geschätzten Pflegefälle von 277 Millionen Menschen. Heute leiden alleine in Deutschland bereits 1,4 Millionen Menschen unter der „nicht körperlichen“ Krankheit.
Demenzerkrankungen wurden nun zumindest in Deutschland in den Bereich der Pflegefälle politisch mit aufgenommen, jedoch erst seit November. Mitunter einer der ersten Versicherungsgesellschaften, die eine Demenzerkrankung längst zuvor in das Leistungspaket zu den Pflegekosten mit aufnahmen, ist die Deutsche Familienversicherung (DFV).
Pflege-Bahr ist ein Zeichen für die richtige Richtung
Heiko Löschen, Geschäftsführer von Packenius, Mademann und Partner hält die erst seit Anfang 2013 bestehende geförderte Pflegeversicherung (Pflege-Bahr) angesichts der „alarmierenden Zahlen bestenfalls für „einen Anfang“. Lediglich 2,5 Prozent aller Bundesbürger haben derzeit eine Police der privaten Pflegeversicherung abgeschlossen. „Die Finanzierung im Pflegefall muss aber elementarer Bestandteil einer langfristig ausgerichteten Vermögensberatung sein“, so Löschen.
Die Situation der Pflegefälle wird sich zuspitzen
Pflegefälle sind schon heute alles andere als Ausnahmefälle. Die Prognosen zeigen unmissverständlich auf eine beständige Zuspitzung der finanziellen Belastungen für Betroffene und Familienangehörige.
Die gesetzliche Pflegeversicherung sowie die erste „Erweiterung“ durch die staatlich geförderte Pflege-Bahr sind mehr als Warnhinweise zu verstehen als ein rettender Anker in der Not. Dafür reichen die zu erwartenden finanziellen Leistungen in der Regel längst nicht aus. Der Weg führt an einer privaten Pflegezusatzversicherung eigentlich nicht vorbei. Welche Gesellschaften die private Pflegezusatzversicherung anbieten, erfahren Sie hier.
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