Der gegenwärtige Erfolgskurs der Pflegetagegeldversicherung nach Bahr kann ein jähes Ende finden. Trotz Kritiken an die „Pflege-Bahr“ nutzen immer mehr Verbraucher die finanzielle Absicherung durch den geförderten Pflegezusatz. Doch die Förderungen sind bei den Koalitionsverhandlungen zur Regierungsbildung zu einem Spielball geworden. Die Tage für Bahr-Policen könnten bereits gezählt sein.

Innerhalb elf Monate wurden rund 330.000 Pflege-Bahr Policen abgeschlossen

Pflege-Bahr
Wird das Erfolgsrezept Bahr beendet?

Mit der Einführung der geförderten Pflege-Bahr sollte ein deutlicher Hinweis auf die hohen finanziellen Risiken einer Pflegebedürftigkeit im hohen Alter gesetzt werden. Die Wegbereitung durch die auf den ersten Blick als gering erscheinenden 5,- Euro Zuschuss pro Monat scheint jedoch von Erfolg gekrönt worden zu sein. Die Pflegezusatzversicherung „nach Bahr“ wird von den Verbrauchern angenommen.

Die anfänglichen Zweifler am Erfolg der erweiterten Pflegezusatzversicherung, u.a. die Versicherer selbst, wurden inzwischen eines Besseren belehrt. Im Schnitt werden pro Arbeitstag rund 1.600 neue Pflege-Bahr Versicherungen abgeschlossen, rund 11 Monate nach dem Start.

Eigentlich könnte man bereits von einem „Pflege-Bahr-Boom“ sprechen, nachdem innerhalb weniger Monate rund 330.000 Policen unter Dach und Fach gebracht worden sind. Der etwas verzögerte Anlauf in den ersten Wochen löste sich alsbald auf. Der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) rechnete lt. Informationen der F.A.Z. zum Ende Oktober mit rund 270.000 vermittelten Policen. Ebenso möglich und von rund 62.000 Kunden auch genutzt, ist der Abschluss mit dem Versicherungsbeginn zu einem späteren Zeitpunkt.

Verbraucher kümmerte Pflege-Bahr Tests offenbar kaum

Die Verbraucher scheinen sich auch vom einschlägigen Pflege-Bahr Test durch Finanztest (Stiftung-Warentest) im vergangenen Mai beeindrucken zu lassen. Die untersuchten Pflege-Bahr Tarife rasselten ausnahmslos durch, währen die nicht geförderten Pflegegeldtarife einige empfehlenswerten Varianten hervorbrachten. Im Juni betrug die Abschlussquote eines Pflege-Bahr Tarifs noch rund 1.000 Policen pro Arbeitstag. Dennoch stieg die Anzahl der Neuabschlüsse auf derzeit 1.700 an.

Das Testurteil über die Pflege-Bahr Angebote konnte negativer nicht sein. Unzureichende Leistungen gegenüber zu hohen Kosten. Die zu erwartende finanzielle Aufwand für die spätere Pflege könne um Längen nicht gedeckt werden, so der Tenor der Pflege-Bahr Tester. Ein extremer Schwachpunkt der Bahr-Varianten sei die Demenzerkrankung. Im Gegensatz können die nicht geförderten Pflegetagegeldversicherungen durchaus umfangreichen Schutz anbieten.

Ein weiterer prägnanter Nachteil der Pflege-Bahr Policen sei die längere Wartezeit. Bei der geförderten Pflegeversicherung beträgt diese in der Regel 5 Jahre, bei einer „normalen“ Variante jedoch nur 3 Jahre. Also ein um zwei Jahre früher einsetzender Versicherungsschutz. Vor dem schnellen Zugriff sollten Verbraucher auch aufgrund der Tarif- und Leistungsvielfalt bei den nicht geförderten Pflegetagegeldversicherungen ein unabhängiges Angebot einholen.

Pflege-Bahr wurde zum politischen Spielball bei Koalitionsverhandlungen

Derzeit sind die verhandelnden Parteien CDU/CSU und SPD uneins über die Zukunft des Gesundheitswesens. Zum Thema Gesundheitsreform klafft zwischen beiden Verhandlungspartnern eine tiefe Schlucht. Die ersten Stimmen für eine Abschaffung der noch jungen Pflege-Bahr sind bereits aus den Reihen der SPD zu vernehmen. Erfahrungsgemäß können sich bei einer Regierungsbildung die im Wahlkampf „fest verankerten“ Vorsätze als eine „Fata Morgana“ herausstellen. Der Fortbestand der Pflege-Bahr gilt derzeit als nicht mehr gesichert.


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